Echtes Johanniskraut
Das echte Johanniskraut ist eine krautige, ausdauernde Staude. Normalerweise trifft man sie in Hecken, in Wäldern, auf unbebauten Böden und an Wegrändern an. Der steife, verzweigte Stengel kann 30-60 Zentimeter hoch werden
Die gegenständigen Blätter sind sitzend und länglich. Sie sind mit sehr zahlreichen kleinen Drüsensäckchen besetzt. Im Gegenlicht betrachtet, lassen sie die Pflanze durchlöchert erscheinen, was ihr zu ihrem lateinischen Namensbestandteil »perforatum« verholfen hat. Die gelben Blüten stehen am Ende der Seitenachsen als Trauben zusammen Sie bestehen aus jeweils fünf Kelch- und fünf Kronblättern sowie aus zahlreichen Staubblättern. Die Kelch- und die Kronblätter sind an ihren Rändern kleinen schwarzen Drüsen besetzt. Das echte Johanniskraut blüht von Mai September. Verwendet werden die Blütenspitzen.
Ein Blick in die Geschichte
Das echte Johanniskraut ist eine der am meisten geschätzten Pflanzen der Volksmedizin. In einigen Gegenden wird es auch noch »Jageteufel« genannt. Sicherlich aufgrund seines Weihrauchgeruchs hat man ihm die Fähigkeit zugeschrieben, Krankheiten heilen und selbst den Teufel verjagen zu können.
Ihren lateinischen Namen verdankt die Pflanze, wie erwähnt, den zahlreichen kleinen »Löchern«, von denen die Blätter übersät sind. Es sind in Wirklichkeit kleine Drüsen, die ätherische Öle enthalten.
Diese unechten »Verletzungen« der Blätter und der rote Saft, den sie enthalten, haben natürlich dazu geführt, daß die Anhänger der Korrespondenztheorie (16. und 17. Jahrhundert)
 in diesen Pflanzen ein Wundermittel sahen, das man zur Behandlung von Kreislaufstörungen, Leberleiden, Lungenkatarrh, offenen Wunden usw. verwenden könne.
In der Bretagne hat das echte Johanniskraut (das Ende Juni zum Fest Johannes des Täufers blüht) immer einen vorzüglichen Ruf genossen. Beim ersten Seitenstechen, bei der ersten Kolik, beim ersten Anzeichen von Fieber gab es nur eines, nämlich Johanniskrautaufguß trinken.
Ehe sie sich an ihre riesigen Kastanienportionen heranwagen, greifen die alten Leute in Frankreich auch heute noch auf diesen Aufguß zurück. Er wirkt appetitanregend, fördert die Verdauung und beugt Bauchschmerzen vor.
Am Häufigsten wird das echte Johanniskraut äußerlich angewendet, und zwar bei Wunden, Geschwüren, Hautausschlägen und Verbrennungen. Man verwendet entweder den Blütensaft (ausgepreßt und direkt auf die betroffenen Stellen aufgetragen) oder eine Salbe, die man dadurch gewinnt, daß man frische Blüten mehrere Wochen lang in Olivenöl weichen läßt. Zur Zeit der Heuernte verwenden die Bauern diese Salbe zur Behandlung von Sonnenbrand.

© Heiner Dustmann