Phallus-Verehrung
Die ausgeprägteste Phallus-Verehrung finden sicherlich in dem Shiva-Linga-Kult Indiens. (Lies zunächst hier!) In der überlieferten Geschichte der Welt haben darüber hinaus
Phallussymbole in fast allen Kulturen eine große Bedeutung. Diese Symbole wurden und werden auch heute noch vielfach von den Betrachtern dieser Objekte gar nicht als Phallus-Darstellungen erkannt. Es ist sogar zu vermuten, daß
sich selbst die Erbauer dieser Gebilde der ursprünglichen Herkunft dieser Formen oftmals nicht bewußt waren. In nahezu allen Kulturkreisen hat der Shiva-Linga seine Entsprechung gefunden. In fast allen Fällen wird er als
mehr oder weniger naturalistische Nachbildung des eregierten männlichen Gliedes dargestellt. Im alten Griechenland war das Phallussymbol dem Gott Dionysos geweiht. Noch heute sind die Überreste eines riesigen Phallus auf der
Insel Delos zu finden, welcher im 3. Jahrhundert v.Chr. viele Meter in den Himmel ragte. Welche zum Teil unglaublichen Ausmaße diese Phallen hatten, wird am Überrest eines solchen Phallus deutlich, der im 6. Jahrhundert v. Chr.
auf dem Grabe des Königs Alyattes gestanden hat. Seine Eichel allein hat einen Umfang von 13 Metern! Von Herodot wissen wir, daß es auch im alten Ägypten bereits Phallus-Kulte gegeben hat. Er beschreibt eine religiöse
Prozession ägyptischer Frauen, die Phallussymbole mit sich führen. Welche Vorstellungen und welche religiösen Inhalte die Menschen in diesen alten Kulturen damit in jener Zeit verbanden, ist nicht genau bekannt. Es darf
aber davon ausgegangen werden, daß diese Symbole im speziellen für die männliche Zeugungskraft und im allgemeinen für das für die Menschen jener Zeit unergründliche Mysterium des Lebens gestanden haben. Neben den Abbildungen
eregierter Glieder in dem eben erwähnten Sinne sind aus der Vergangenheit auch stilisierte Phallus-Darstellungen bekannt, die mit neuen oder besser mit ergänzenden Inhalten besetzt wurden. Ein gutes Beispiel hierfür sind die
lingaförmigen Stelen, die in der Geschichte besonders häufig im alten Orient zu finden sind. Die relative Nähe zum indischen Subkontinent spricht sehr für die Vermutung, daß diese Stelen ursprünglich Ausdrucksformen der
Shiva-Linga des alten Indien gewesen sind. Besonders berühmt ist die 2,25m hohe Stele des Königs Hammurabi, der um 1750 v.Chr. über sein Reich in Mesopotamien beherrschte. Hammurabi heißt übersetzt "(Gott) Ammu
ist groß". Hammurabi wurde nicht zuletzt wegen eben dieser Stele in unserer Zeit überaus verehrt. Auf ihr ist der sogenannte Kodex Hammurabi eingraviert. Es handelt sich dabei um 280 Paragraphen des durch Hammurabi
verfügten Gesetzestextes. Hierin werden alle Bereiche der damals gültigen babylonischen Rechtsprechung geregelt, und zwar auf den Gebieten Zivil-, Straf- und Verwaltungsrecht. Durch diese Gesetzessammlung wurde eine für
damalige Zeiten bemerkenswerte Rechtssicherheit geschaffen, denn in Hammurabis Reich galt bereits damals: Vor dem Gesetz sind alle Bürger gleich.
© Heiner Dustmann
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